Eröffnung des Mahnmals in Judenburg
Am 23. September 2019 fand in der Messerschmiedgasse in Judenburg die Enthüllung des Denkmals „Zwei Ringe im Strom der Zeit“ statt.
Der Bürgermeister der Stadt Judenburg Herr Dolleschall würdigte in seiner Festrede das Denkmal und die zugrundeliegende Auseinandersetzung mit der Geschichte der Gemeinden und der Erinnerungsarbeit von SchülerInnen ebenso, wie Herr MMag. Elie Rosen aus Graz. Der Historiker Dr. Schiestl umriss kurz die Geschichte der beiden jüdischen Gemeinde der Stadt.
Koll. Katja Heiden vom BG/BRG Judenburg und Koll. Anna Erdelyi von der ZPC Wien koordinierten über vier Jahre lang die Arbeit des Projektteams aus SchülerInnen und LehrerInnen beider Schulen, die in der Umsetzung des ausgewählten Entwurfs endet.
Dr. Hofer
„Zwei Ringe im Strom der Zeit“ in Judenburg
So heißt das Mahnmal das der vertriebenen Judenburger Juden gedenkt und das am 23.9.2019 eingeweiht wurde. Ich hatte die große Ehre dieser Veranstaltung beiwohnen zu können und diesen äußerst bedeutungsvollen Tag für die Stadtgemeinde Judenburg hautnah mitzuerleben.
Der Name Judenburg war viele Jahre lang ein Rätsel, obwohl sich die Herkunft sehr leicht erahnen lässt. Lang wurde versuchte es auf römische oder auf keltische Traditionen zurückzuführen. Ähnlich versuchten die Nationalsozialisten den Namen Judenburg zu vertuschen.
Die meisten jüdischen Gemeinden befanden sich an wichtigen Hauptstraßen, an Straßenkreuzungen, meistens in der unmittelbaren Nähe von wirtschaftlichen Zentren, wie auch dem mittelalterlichen Handelszentrum Judenburg. Die meisten von ihnen dürften zwischen dem 10 und 11. Jh. gegründet worden sein. Also noch in einer Zeit in denen Juden als Händler arbeiten durften. Aus Transport- und Versorgungsstützpunkten entwickelte sich die mittelalterliche jüdische Gemeinde in Judenburg, die auch eine der ältesten von ganz Österreich war. Aus dem Jahr 1290 stammt die erste Urkunde in der Juden erwähnt wurden.
Das jüdische Viertel befand sich im Norden der Altstadt und wurde zum Zentrum religiösen Lebens, eine Synagoge und eine Mikwe stand dort. Ein wenig außerhalb befand sich ein jüdischer Friedhof. Mit der Geldleihe begann sich der Stereotyp von den ausbeutenden Juden zu entwickeln, die schlussendlich in Ritualmordvorwurfe und Gerüchten über Hostienschändung ausarteten. Der Antisemitismus nahm stetig zu, bis 1496 die Juden vom Landesfürsten der Steiermark vertrieben wurden. Jeglicher Aufenthalt wurde ihnen verboten.
Um 1850 herum begannen wieder Juden sich in Judenburg anzusiedeln. Die meisten von ihnen stammten aus Galizien, Böhmen oder Ungarn. Sie waren auch am Aufbau der Infrastruktur der Stadt beteiligt, wie zum Beispiel an der Gründung der Feuerwehr und Rettung in Judenburg.
Aber der Antisemitismus nahm wieder zu und viele Juden flüchteten in weiser Vorahnung in die Großstädte Wien und Graz. Im Frühjahr 1938 wurde die Stadt von den Nationalsozialisten „arisiert“, ihr Besitz, ihre Geschäfte und ihr Zuhause ihnen weggenommen. Die Nationalsozialisten vertrieben die Juden und löschten die Erinnerung an sie aus. Selbst nach 1945 wurde die Geschichte der Juden in Judenburg verschwiegen und verleugnet. Der Judenburger Stadthistoriker Dr. Schistel recherchierte Jahre auch über diesen Teil der Stadtgeschichte.
Aus diesem Grunde entstand ein gemeinsames Mahnmal; entworfen von Schüler*innen der Zwi Perez Chajes Schule und des BG/BRG Judenburg. Das Mahnmal soll die zwei jüdischen Gemeinden darstellen, welche sich an einer Hauptstraße überkreuzten (die im Mittelalter der Standort der Synagoge war), an diesem Punkt ist auch das Mahnmal schließlich errichtet worden.
Das Projekt sollte Geschichte, Religion und Kunst vereinen. Anfangs wurden die Schüler in vier Gruppen eingeteilt, die dann auch vier verschiedene Entwürfe präsentierte. Es folgten viele Treffen in Judenburg, wo die Schüler gemeinsam die jüdischen Plätze besichtigten und in Wien wo sie zum Beispiel das Mahnmal am Judenplatz besuchten. Einige Monate später entschied eine Auswahlkommission über den finalen Entwurf. Mithilfe des Leobener Künstlers Clemens Neugebauer konnte anschließend ein 3D Modell designt werden. In seinem Atelier wurde dann das Mahnmal auch hergestellt.
Wegen der politischen Situation in Judenburg konnte das Projekt drei Jahre lang nicht beendet werden, aber nun war es endlich so weit, dass das Mahnmal aufgestellt wurde.
Wie auch auf den Fotos zu sehen ist sind es zwei, weiße Ringe, die aus der Ferne aussehen als wären sie verankert, aber beim näheren hinsehen merkt man, dass sie nicht verbunden sind. Dies soll die gemeinsame Hauptstraße der Gemeinden symbolisieren, die sie verbunden hat und die unterschiedlichen Jahrhunderte, die sie trennt. Auf der Oberfläche des einen Ringes sind die Namen der Juden aus dem Mittelalter eingraviert auf dem anderen die Namen der Juden die 1938 vertrieben wurden. Ehemalige Schüler, die am Entwurf mitgearbeitet haben, waren auch bei der Veranstaltung dabei so wie Mitglieder einer Familie, die in Judenburg vor dem Holocaust wohnte.
Esther G. (Schülerin der ZPC Schule)
Weitere Informationen finden sie auf folgenden Websites:
https://mahnmaljudenburg.wixsite.com/mahnmal-judenburg
https://www.kanal3.tv/?cid=15&vid=8418
http://www.sonntagsblatt.at/?d=ringe-im-strom-der-zeit#.XZrT78RCSUk