Am 9. November 2021, gedachten wir gemeinsam den Opfern der Novemberpogrome vor 83 Jahren und der Auswirkung dieser Greueltaten für den weiteren Verlauf der Geschichte in einer ganz besonderen Weise.
Wir hatten die große Ehre, Herrn Jissocher-Dov (Benno) Kern als Zeitzeugen zu begrüßen, der seinen Bericht vor den Schülerinnen und Schülern der 4. bis 8. Klasse AHS, sowie Lehrpersonen, äußerst eindrucksvoll wiedergab. Herr Kern berichtete von seiner anfangs sorglosen Kindheit in Wien, die sich mit dem sogenannten Anschluss Hitlerdeutschlands an Österreich im März 1938 schlagartig änderte.
Während Herr Kern im Zuge seines gesamten, knapp anderthalbstündigen Vortrages stand, vermittelte er laut und deutlich zum einen den historischen Kontext, das Schicksal seiner Familie und wie er als Schulbub dies alles erlebt hatte. Der Bericht spannte einen Bogen von der Vorkriegszeit über die Machtübernahme Hitlers in Österreich bis hin zur von den Nazis bezeichneten „Reichskristallnacht“ und auch darüber hinaus – bis ins Konzentrationslager Auschwitz.
Beeindruckend und bedrückend war es, viele Details aus dem Leben des Herrn Kern zu dieser Zeit zu erfahren, wie unter anderem, dass ihm beziehungsweise seiner Familie zweimal knapp das Entkommen aus der Hölle der Konzentrationslager noch verhältnismäßig früh gelungen wäre. Berührt und berührend sprach der Zeitzeuge zum Schluss, nachdem er die Schülerschaft segnete und ihr alles Gute wünschte, noch ein Kapitel Tehillim für die Ermordeten der Schoa.
Am Ende des Berichts konnten die Schülerinnen und Schüler nicht umhin, Herrn Kern persönlich für seine Worte und seinen Bericht zu danken, im Zuge dessen er auch seine Häftlingskleidung aus dem KZ herzeigte.
Während der Nachbearbeitung in den einzelnen Klassen wurde einhellig festgestellt, wie wichtig solch persönliche Erfahrungsberichte für die „dritte Generation“ wären und wie wertvoll diese seien, zumal immer weniger Überlebende ihre Geschichte persönlich vermitteln können.