Anachnu ossim theatron*
Initiativen wie „Hebrew in Action“ bringen neuen Schwung in den Iwrit-Unterricht.
Plötzlich ist die Geschichte Israels für SchülerInnen der dritten Klasse AHS greifbar wie nie zuvor: Sie stellten Staatsgründer Chaim Weizmann, Ex-Premier David Ben Gurion und Achad Ha’am, den Erfinder des modernen Hebärisch, ins Zentrum ihres kreativen Schaffens und brachten ein Theaterstück über die Gründung des Staates auf die Bühne. Das Besondere daran: auf Iwrit.
Eine Woche lang wurde in den beiden dritten AHS-Klassen nur Hebräisch gesprochen: Vergleichbar mit dem Projekt „English in Action“ arbeitete das dreiköpfige Team von MCMC mit den Kindern auf Hebräisch. Ziel ist, „den Wortschatz zu verbessern, die Sprache lockerer zu verwenden und selbstsicher aufzutreten“, schrieb Organisatorin Kidan Wohlmuth in das Abschlusszeugnis.
Für die Kinder war es ein Erlebnis: „Zuerst dachte ich, es wird total anstrengend. Aber wir mussten eine Woche gar nichts lernen“, äußerte sich ein Schüler begeistert. Doch er hatte nicht ganz recht: es wurde gelesen, geschrieben, gesungen, vorgetragen, auswendig gelernt und natürlich auch geschauspielert.
Mit Erfolg: Den Kindern fiel das Kommunizieren in der Fremdsprache nach der Intensiv-Woche viel leichter. Sogar Eltern, die mit den Kindern Hebräisch sprechen, waren beeindruckt von dem Entwicklungsschritt nach der Woche mit den Trainerinnen. Noch deutlicher bestätigt wurde der Lernerfolg dadurch, dass es bei der Schularbeit in der darauffolgenden Woche keine Vierer und Fünfer gab, erzählt eine Mutter zufrieden.
Bei der Vorführung zeigte sich auch, dass die Kinder das israelische Lebensgefühl in sich tragen. So endete die eher ernsthafte Vorführung mit einem Rap auf Iwrit, der eindeutig eine Verbeugung vor dem Sängerduo Statik & Ben El Tavori darstellte – deren Musik aus dem Schulalltag nicht wegzudenken ist.
Modernisierung des Unterrichts
Das Projekt ist Teil einer Offensive der Iwrit-LehrerInnen, durch die der Unterricht kommunikativer und moderner gestaltet werden soll. Schließlich ist das Ziel, dass sich die SchülerInnen mit der Sprache wohlfühlen, auch wenn die Anforderungen hoch sind.
Derzeit werden unterschiedliche Konzepte eingesetzt. In der ersten Klasse AHS setzt Prof. Sigalit Feldmann auf Sprachrhythmus und Wortschatz und erarbeitet mit den SchülerInnen die Sprache und neue Vokabel anhand von Sing- oder Erzähltexten. In der zweiten Klasse AHS testet Prof. Sharon Schäfer das Iwrit-Programm NETA. Es kommt aus Israel und verbindet das Schulbuch und den Online-Bereich, die modern und abwechslungsreich gestaltet sind und sich an altersgemäßen Themen orientieren, etwa dem Leben der Jugend in Israel. Jedes Kapitel beginnt mit der Beschreibung eines Kindes und seines Lebensumfeldes. Für die SchülerInnen ist gerade die Medien-Kombination, die sie auch aus Englisch gewohnt sind, eine gute Motivation. Mehrere Klassen haben Partnerschulen in Israel und in Europa, mit denen sie auf Iwrit kommunizieren. Eine Gruppe drehte etwa Videos auf Hebräisch, um das jüdische Leben in Wien vorzustellen.
Nach gemeinsamen Workshops der Iwrit-Lehrer von Volksschule und Gymnasium wird jetzt mehr daran gearbeitet, die Volksschul-Kinder über die Anforderungen des TalAm-Lehrbuchprogrammes hinaus mehr zum Reden zu animieren. Neben dem Sprachunterricht haben sie dazu auch am Nachmittag Gelegenheit: Neben den Kochkursen auf Hebräisch der beiden Zivildienerinnen aus Israel, Eden und Chana, unterrichtet jetzt auch eine israelische Tanzlehrerin im Hort. Und für die zahlreicher werdenden israelischen Kinder gibt es jetzt den freiwilligen Literaturclub von Michal Grünberger, jüdischer Leiterin der Volkschule und Lehrerin.
Der 70-jährige Geburtstag des Staates Israel gibt dem Iwrit-Unterricht noch einen zusätzlichen Auftrieb: Mit dem beeindruckenden ZPC-Stickeralbum wurde bei den Kindern der Volksschule die Sammelleidenschaft geweckt. Statt Ronaldo & Co werden im 1. Stock der ZPC jetzt Bilder von wichtigen Sehenswürdigkeiten und Persönlichkeiten von Israel getauscht. Natürlich mit dabei: David Ben Gurion und Statik.
* Die Übersetzung der Überschrift: Wir spielen Theater.