Von Los Angeles über London nach Berlin
Absolvent im Interview: Bauingenieur Jeremy Ilkanaev über seine Karriere
Was hat dich in der ZPC besonders geprägt?
Ich würde sagen, es war schon etwas Besonderes, meine Klassenkollegen teilweise bis zu 13 Jahre lang in der Klasse gesehen zu haben. Man geht durch dick und dünn, hat eine tolle Zeit zusammen und dadurch entstanden tolle Freundschaften fürs Leben. Wir waren eins – verbunden durch die Religion, durch die Sprache und durch unsere Familien.
Außerdem schätze ich die Weltoffenheit der Schule sehr. 2012 hatte ich die tolle Möglichkeit, mit der Schule zwei Wochen in Boston (USA) zu verbringen. Gleich im Anschluss ermöglichte mir das Michael-Ferszt-Stipendium, mit zwei Klassenkollegen sechs Wochen auf der renommierten Universität UCLA in Los Angeles (Kalifornien) zu lernen und Spaß zu haben. Es war eine tolle Zeit, die mein Horizont erweiterte. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.
Was vermisst du am meisten aus deiner Schulzeit?
Sorgenfreiheit! Auch wenn man es damals als Kind/Schüler nicht so empfunden hat. Nach der Schule und besonders nach der Universität kommen Verantwortungen auf einen zu. Ich blicke immer mit einem kleinen Lächeln auf die Vergangenheit zurück… Es war eine schöne Zeit.
Wer war dein/e LieblingslehrerIn?
Keine leichte Frage, so einige hatten etwas Besonderes an sich. Aber wenn ich nur eine Person erwähnen darf, dann wird es der Herr Walter sein. Er war mein Volksschullehrer, mit dem man sich so ziemlich über alles unterhalten konnte. Einfach toll!
Wo hast du eine schlechteste Note bekommen?
Hebräisch. War für mich ist es leider nicht einfach gewesen, die Sprache zu lernen.
Hast du Schülerstreiche gespielt? Welche?
Mal abgesehen von der traditionellen Wasserschlacht nach der Matura? Um ehrlich zu sein, es fällt es mir schwer eine gute Antwort darauf zu finden… So viele Sachen, die wir gemacht haben, die ich einfach nicht offenlegen kann 😉
Was – würdest du sagen – ist das Besondere an unserer Schule?
Ich glaube, was mir am längsten in Erinnerung bleiben wird, ist das jüdische Umfeld. Viele von uns kamen aus ähnlichen Situationen: Eltern, die beispielsweise in der Sowjetunion aufgewachsen sind und dann den Schritt wagten, nach Österreich zu kommen. Ich glaube, das verbindet die Schüler auf eine ganz besondere Art und Weise.
Wie hat die Schule dein jüdisches Selbstbewusstsein geprägt?
Wenn man knapp 13 Jahre an einer jüdischen Schule war, dann lernt man so einiges. Das merkt man vielleicht oft als Kind nicht, aber später erinnert man sich an viele Sachen aus der Schulzeit. Wissen über die jüdischen Feiertage zu haben, ist wichtig, um ein jüdisches Leben ausüben zu können – und da hat mir die Zeit an der ZPC definitiv geholfen.
Wie hat die Schulzeit deine Studienwahl beeinflusst?
Frau Prof. Dafanek legte im Gymnasium großen Wert darauf, die Berufsorientierung für jeden von uns zu ermöglichen. Hierzu wurden in regelmäßigen Abständen verschiedene Leute aus unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft eingeladen, die über Ihren Beruf erzählten. So lernte ich Architektin Natalie Neubauer kennen, die mir Einblicke in die Bauwelt verschaffte und mein Interesse an der Baubranche stärkte. Demzufolge entschied ich mich nach der Matura Bauingenieurwesen zu studieren.
In welcher Situation hast du das letzte Mal an die Schule gedacht?
Ich glaube, am meisten erinnere ich mich an die Schule, wenn ich an einem jüdischen Feiertag die angebrachten Lieder mitsinge. Solche Momente geben mir eine Art „throwback“ in die Kindheit. Die Erinnerungen gehen einem nicht aus dem Kopf und es ist immer wieder schön, es aufs Neue zu erleben.
Kurz über mich:
- Geboren 1995 in Wien
- Eltern aus Azerbaijan. Zuhause wird meistens Deutsch und Russisch gesprochen
- Meinen Einstieg in die ZPC habe ich in der Vorschule gemacht
- Meine Hobbys Fotografie und electronic music production begleiteten mich durch einen Teil meiner Schulzeit
- Mit 18 machte ich meinen Abschluss und zog anschließend nach London, um Bauingenieurwesen zu studieren
- Dieses Jahr habe ich erfolgreich mit meinem Master abgeschlossen
- Im September zog ich nach Berlin, um meinen ersten Job als Tragwerksplaner anzufangen. Seitdem arbeite ich an Bauprojekten im europäischen Raum