Eine Woche lang mit einer Horde von 24 temperamentvollen Teenagern in London – ganz wohl war mir anfangs nicht bei dem Gedanken. Aber dank der tatkräftigen Unterstützung von Englischkollegin Kathrin Kropf, Rav Albert Shamonov, den Sicherheitsmännern vor Ort und nicht zuletzt den wunderbar enthusiastischen Betreuern vom Drama-Workshop im JW3 konnte diese Reise für alle ein voller Erfolg und ein tolles Erlebnis werden.
Zeitig am Morgen trafen wir uns am Sonntag, den 26.3. am Flughafen in Wien Schwechat. Alle – Lehrer wie Schüler – blinzelten noch etwas verschlafen, kramten ihre Reisepässe hervor, und ab ging’s zum Check In. Nach kurzem, ereignislosem Flug landeten wir vormittags in London Heathrow, und wenig später ging’s mit der U-Bahn ab nach Golders Green in Nord-London. U-Bahn-Fahren ist in London ja immer ein kleines Abenteuer, und erst Recht dann, wenn man große Gepäckstücke mit sich mit schleppt. Im Gegensatz zu Wien sind in London Aufzüge und Rolltreppen in den U-Bahnen Mangelware. Müde kamen wir schließlich in Golders Green an und bezogen dort im kleinen „King Solomon Hotel“ unser Quartier. Golders Green ist ein überwiegend jüdischer Stadtteil Londons, auf der belebten Hauptstraße findet man zahlreiche koschere Supermärkte, koschere Caféterias, koschere Restaurants sowie einige Synagogen. Unser Hotel war ein kleines, älteres, sehr verwinkeltes Häuschen – mit etwas Optimismus könnte man es als „pittoresk“ bezeichnen.
Nachdem wir uns am Sonntag kurz im nächsten koscheren Supermarkt mit Verpflegung eingedeckt hatten, stand auch schon der erste Besichtigungspunkt am Programm: Es ging zum Camden Market. Die Schüler waren sichtlich angetan von dem bunten Gewusel der äußerst farbenfroh gekleideten Londoner (sowie Touristen) und natürlich auch von den zahlreichen Souvenirständen, das wunderschön sonnig-milde Frühlingswetter machte das Prominieren auf dem belebten Markt doppelt angenehm. Abends fuhren wir dann weiter zum JW3, dem London Jewish Cultural Center, wo wir einen Großteil der noch vor uns liegenden Woche verbringen sollten. Das JW3 ist ein jüdisches Kulturzentrum, welches im Oktober 2013 eröffnet wurde und kulturelle Aktivitäten aller Art anbietet – Kochkurse, Sprachkurse, Kinovorführungen,… von Familien mit Kleinkindern bis zu Senioren ist für alle etwas dabei, dabei ist das JW3 sowohl für Juden als auch für Nichtjuden offen. Auch befindet sich im Komplex des JW3 das Zest, ein koscheres Restaurant, wo vorzügliche sephardische Küche serviert wird und wo wir während unseres Aufenthaltes Mittagessen und Abendessen bekommen sollten.
Montags ging’s dann los mit dem eigentlichen Ziel unserer Sprachreise: Dem vormittäglichen Drama-Workshop, welcher am JW3 abgehalten wurde und bis Freitag geplant war. Mit den schönen, roten Doppeldeckerbussen, die – neben den altmodischen Taxilimousinen – ganz typisch für das Straßenbild Londons sind, fuhren wir täglich in der Früh ins JW3, wo die Schüler dann drei Stunden lang intensiv Englisch lernten. Dies taten sie ganz spielerisch und offenbar mit großem Enthusiasmus, indem sie mit den beiden Betreuern ein kleines Theaterstück einstudierten, welches am Freitagvormittag präsentiert wurde. Bei diesem Theaterstück bekam jeder Schüler seine ganz speziell für ihn maßgeschneiderte Rolle! Dementsprechend war dann auch die Aufführung am Freitag ein voller Erfolg – es war faszinierend zu sehen, wie jeder Schüler aus sich heraus ging und wie selbstverständlich seine Rolle spielte, und das Ganze noch dazu auf Englisch.
Nachmittags stand Kulturelles auf dem Programm – unter anderem eine sehr interessante Führung durch’s Londoner East End, einem sehr stark jüdisch geprägten Stadtteil, wo heute vor allem Straßenkunst sehr präsent ist; der Besuch von „Stomp“, einem ungewöhnlichen „Musical“; die Themse entlang zum Big Ben und weiter zum Buckingham Palace; Shopping auf der Oxford-Street und in „Harrod’s“, dem traditionellen Londoner Kaufhaus und vieles mehr. Das ungewohnte Spazieren gehen (täglich legten wir rund 10 km zu Fuß zurück) machte einigen zu schaffen – Blasen an den Zehen und diverse Ermüdungserscheinungen zeigten sich bereits am Anfang der Reise.
Der Shabbat wurde in Golders Green gefeiert. Am Freitagabend aßen wir gemeinsam mit anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde im „King Solomon Hotel“, und auch der Samstag wurde in der näheren Umgebung des Hotels bzw. der nahe gelegenen Synagoge verbracht.
Sonntagmorgen ging’s dann leider schon wieder zurück nach Wien – nach einer für manche viel zu kurzen Nacht und einer für alle viel zu schnell vergangenen Woche.
Bericht von Barbara Wielander